Mit Wohni in die Toskana – Juni 2016

Das ganze fing im Sommer 2015  mit einer Nachlässigkeit meiner seits an.
Die Liebste hatte mich gebeten für ein Irie Révoltés Konzert in der Gr. Freiheit Karten im Herbst 2015 zu besorgen. Nach dem sie mich mehrfach erinnert hatte und ich endlich los ging um Karten zukaufen, war das Konzert ausverkauft! Doof!
Dann las ich im Welt Weiten GeWebe, das es in Konstanz ein Open Air mit der Band geben werde. Außerdem sollte noch Die Höchste Eisenbahn und Olli Schulz auftreten. Ich habe dann den wahnsinnigen Plan entwickelt mit der Liebsten zum Campusfestival nach Konstanz zu fahren. Quer durch die Republik wegen eines Festival. Nun ja…

Der zweite Teil der Geschichte findet im Frühjahr 2016 statt. Wir tingelten über die Reise Messe in Hamburg und schauen uns die eine oder andere Sache an. Eigentlich nur aus Neugierde ohne richtigen Plan. Wir schauten uns Camper an, planten Kreuzfahren und schauten bei Fernreiseveranstalter auf die Stände. Alles unrealistisch wegen der Preise, aber schön zum Angucken. Als wir aber so durch die Halle mit den Wohnwagen schlenderten, blieben wir beide mit leuchtenden Augen vor einem der Wagen stehen. Schauten uns an und es war geschehen. Wir hatten uns spontan in einen T@b 320 verliebt. Dem Händler blieb das nicht verborgen. Er köderte uns mit einem echt gutem Angebot. Allein, ich kann so etwas nicht. Ich bin von meiner Persönlichkeit her nicht in der Lage, so einen Deal spontan ab zuschließen. Wir sind nach Hause gefahren und haben überlegt, gerechnet, abgewogen und geträumt! Letztendlich haben wir uns dann entschieden den Wohnwagen nicht zukaufen, da wir über keinerlei Erfahrung mit Wohnwägen verfügen und eigentlich auch gar keine Camper sind!  

Aber, der Keim war gepflanzt. Wir beschlossen uns, unseren Wohni erstmal zu leihen.Wir wollten auszuprobieren, ob das überhaupt etwas für uns ist.
Campen im Wohni mit Rollstuhl. Die Tour nach Konstanz wurde dann kurzerhand zu unserem Jahresurlaub umdefiniert und um einem Trip in die Toskana erweitert! Da wollten wir eh immer schon mal hin. Ich weiß zwar nicht warum ich in die Toskana wollte. Ich habe doch ziemliche Vorurteile was Italien angeht. Aber naja. Wir werden sehen.
Jetzt brauchten wir nur noch einen Verleiher.
Den fanden wir dann in Rottweil. Es konnte also losgehen. 

Unser Plan sah vor, Wohni am Nachmittag in Rottweil abzuholen und dann nach Konstanz zu fahren. Das sollte in einer guten Stunde zu schaffen sein und wir konnten uns an die Fahrweise mit Wohni gewöhnen. Wir fanden als ersten Anlaufpunkt einen schönen barrierefreien Campingplatz in der Nähe von Konstanz auf der Insel Reichenau.
Von Reichenau aus wollten wir dann durch die Schweiz nach Italien fahren. Weitere Aufenthalte hatten wir nicht geplant, sondern wollte das auf uns zukommen lassen. Es wäre noch früh im Jahr und somit Stellplatz mäßig kein Problem. Das hatten wir schon herausgefunden.

9.6.16 Wohni abholen

Und genauso haben wir es dann auch gemacht. Wir sind am frühen Morgen in Hamburg mit einem voll beladenem Auto losgefahren. In Rottweil angekommen hat uns der super nette Vermieter kurz in die Handhabung eingewiesen. Schnell noch tanken und schon sind wir los gezuckelt. Cool, das fahren ging mit dem Kleinen sehr angenehm. Das es ein besonderer Wohnwagen war bemerkten wir dann  an der Schranke vom Campingplatz. Wir waren kaum angekommen, da wurden wir schon zu dem Wagen befragt. Als Newbies konnten nur kaum Antwort geben. Auf dem Platz ging es dann gleich angenehm weiter. Camper sind ein sehr hilfsbereites kommunikatives Völkchen. Es wurde sofort mit angefasst und obwohl wir sofort als Neulinge identifiziert wurden, haben wir uns gleich angenommen gefühlt. Wasserwaagen wurden geliehen, Tipps für Campingplätze auf der Fahrt durch die Toskana ausgetauscht. Mit anderen Worten, wir lernten in wenigen Stunden was wir noch alles benötigten und fast alles über urlauben im Wohnwagen in der Toskana. Wie blauäugig wir losgefahren sind , wahnsinn.
Egal, die nächste Station sollte der Lago Maggiore werden. Aber nun erstmal was essen! Auf dem Campingplatz gab es ein echt gutes Restaurant mit lecker Fisch direkt am Bodensee!  

Es war der Campingplatz Sandseele
Wir haben einen Stellplatz in der Nähe der Waschhäuser bekommen und ich einen eigenen Schlüssel für die Behindertendusche mit WC
Die Dusche war sehr geräumig. Es gab einen Sitz und auch die Toilette war mit Handgriffen ausgestattet. Einzig eine Ablage fehlte.
Den Platz würde ich wieder anfahren! Was wir ja auch taten! s.u.

Am nächsten Morgen planten, räumten und kauften wir die fehlenden Teile. Die Zeit bis zum Festival verging wie im Flug. Wir genossen das Festival (Details dazu schreibe ich bestimmt noch in der Konzert-Rubrik) und die vielen netten Menschen.

13.6.16  Auf zum Lago Maggiore

Nach dem Frühstück ging es dann los. Nicht ganz Sorgenfrei wegen der Alpenüberquerung, fuhren wir gen Schweiz. Der Weg war dann aber eher langweilig. 
Erst Richtung Zürich, dann durch den längsten Straßentunnel der Alpen, den fast 17 km langen Gotthard-Tunnel und danach ging es Richtung Ascona. Hier wurden wir dann quer durch den Ort gejagt, weil die Küstenstraße gesperrt war. Und hier hat Wohni sich das erste mal so richtig bewährt. Die Umleitung schlängelte sich heftig durch die gefühlt schmalsten Gassen des Ortes, um dann an einer Spitzkehre zu Enden. Selbst diese 270° Wendung meisterte der Anhänger ohne Murren. Ich musste nur ein kleines bisschen ausholen! Ha, das war schon mal super! Weiter gings, die recht schöne Straße am See entlang Mit so ziemlich dem letzten Tropfen Benzin kamen wir nach Italien, dort war der Sprit deutlich günstiger als in der Schweiz. Erstmal tanken. Dann war es nicht mehr weit bis Verbania. Der Tipp vom Bodensee.

Wir wollten auf dem Campingplatz Continental Camping Village.
Der Platz war ziemlich groß, aber weitgehend barrierefrei. Wir hatten einen Stellplatz in der Nähe eines der Waschhäuser. Ich bekam für die Behindertendusche einen eigenen Schlüssel. Die Dusche nicht komfortable und eher klein, aber okay

Wir sind zwei Nächte geblieben. Leider war das Wetter eher mau. Als wir durch Verbania spazierten hat uns sogar der Regen erwischt. Aber das erste italienische Eis war natürlich ein echter Trost. Die Landschaft ist eigentlich auch ganz schön, aber wir werden dort wohl nicht nochmal hinfahren. Im nach hinein hätte eine Übernachtung auch genügt.

 

15.6.16  Florenz

Das nächste Ziel hat dann die Wettervorhersage bestimmt.
Es ging nach Florenz.
Dort wollten wir am Stadtrand zum Platz Camping Firenze.

Wieder hatten wir Glück und bekamen einen Stellplatz in der Nähe der Waschhäuser.
Es gab eine Behindertendusche allerdings ohne Sitz.
Ich habe mir dann einen Hocker organisiert. Damit ging es auch ganz gut.
Der Platz ist sehr einfach ausgestattet. Es gibt keinerlei Restauration. Das war uns aber egal, weil wir uns ja eh eher in der Altstadt aufhalten wollten!
Deshalb fährt man ja nach Florenz.

Vom Platz sind wir dann schön mit Fahrrad und Handbike am Arno entlang in die Altstadt gefahren. Das war super! Ich kann das nur empfehlen. Schon deshalb, weil man keinen Parkplatz suchen muss.
Die Altstadt von Florenz ist auf Grund des alten Pflasters mit Rollstuhl auf jeden Fall eine Herausforderung. Es geht manches mal ziemlich zur Sache. Alles Antik eben, ach ne buckelig! Und es kann auch sehr steil werden. Die Zuwegung zum Palazzo Pitti zum Beispiel oder die Anfahrten der Brücken über den Arno. Aber ich würde es immer wieder machen. Florenz ist so schön und strahlt etwas aus, dass ich gar nicht beschreiben kann.
Ich glaube es einfach die Kultur, die hier aus jeder Ritze quillt und jede Anstrengung wert ist.
Alle Gebäude die wir besichtigen wollen, waren übrigens vorbildlich barrierefrei.
Wir mussten nirgends anstehen und nicht einmal Eintritt bezahlen. Weder für mich, noch für die Liebste, als meine Begleitung. Wir haben das dabei gesparte Geld dann immer in lecker Eis und gutes Essen investiert. Besonders zu empfehlen ist dabei das Florentiener Steak. Echt teuer, aber wir haben es genossen.
Trattoria 4 Leoni wäre da unser Tipp. Innen nicht barrierefrei und keine Behindertentoilette. Vorbestellen ist Pflicht, wenn man draußen essen möchte. Das will man mit Rollstuhl!
Die Leute sind sehr freundlich und das Essen fanden wir ausgezeichnet.
Der Tipp kam von einem Einzelhändler und seiner Angestellten. Sie essen selbst gern dort!. Kann ich verstehen. Es ist nicht weit entfernt von der Ponte Vecchio auf der Piazza della Passera:
Als es dunkel wurde sind wir dann wieder mit den Rädern zurück um Platz gefahren und
haben den Abend ausklingen lassen.

Wir waren zwei volle Tage in Florenz und sind Kreuz und Quer durch die Stadt gestreift.
Es war richtig toll, aber viel zu kurz. Wir werden Florenz wieder besuchen und auch den Campingplatz wieder nehmen. Eine Woche würde ich dann einplanen, damit man auch mal irgendwo sitzen bleiben kann, um einfach das Treiben zu beobachten. Auch vom Nachtleben haben wir gar nichts mitbekommen. Es war tagsüber einfach zu anstrengend.  
Tschüß Florenz, das war schon mal super!

 

18.6.16  Camping am Meer in Vada

Unser nächster Aufpunkt führte uns ans Meer nach Vada in der Nähe von Cecina auf den Platz Camping Tripesce. Wir bekamen auf einem schon ziemlich vollen Campingplatz einen mit Strohmatten als Sonnenschutz überdachten Stellplatz. Als Rollifahrercrew durften wir unser Auto auf dem Stellplatz stehen lassen. Alle anderen mussten ihre Autos auf einem entfernten Parkplatz abstellen. Ist nicht alles Schei*e mit Rollstuhl, wie ich ja gern zusagen pflege.
Aber Wohni dann auf dem, schräg zum Weg abfallenden, Platz zu stellen, war allerdings eine Herausforderung. Ich bekam es durch rangieren einfach nicht hin, es war alles zu eng. Den Wagen von Hand rauf zu schieben wäre uns aber erst recht nicht gelungen. Mussten wir aber auch nicht. Zumindest nicht alleine. Innerhalb weniger Augenblicke war eine Horde freundlicher Italiener zur Stelle. Trotz erheblicher Sprachbarrieren hat es nur ein kurzen Moment gedauert und Wohni statt perfekt auf unserem Stellplatz!

Dann schlug meine Stunde in der ich den Kleinen fast geschrottet hätte.
Zum Glück hat unser freundlicher Platznachbar eingegriffen. Unerfahren wie ich nun mal war, hatte ich Wohni mit Hilfe der Stützen in die Waagerechte gekurbelt. Ich musste wegen des Gefälles sehr weit hoch kurbeln, sodass er nicht mehr auf den Rädern stand. Das damit die Stabilität gefährdet war, leuchtete mir erst nach der Erklärung unseres Nachbar ein. Puh, Glück gehabt. Schnell ein paar Hölzer untergelegt und die Situation war gerettet.

Unser Stellplatz war übrigens gegenüber einer Art Wohncontainer, der dort gemietet werden konnte. Dort wohnte offensichtlich eine älteres italienisches Ehepaar mit ihren Enkelkindern. Alle vier haben Szene interessiert verfolgt. Die Kinder haben vermutlich noch nicht viele Camper im Rollstuhl gesehen! 🙂

Der Platz ist recht rustikal. Es ist alles etwas eng und die Sanitäranlagen sind recht altbacken. Das gilt auch für die Behindidusche mit Toilette. Für mich hat es geklappt, aber geräumig ist was anderes! Leider war auch die Bar nicht zugänglich. Dafür gab es ein italienisches Restaurant direkt gegenüber des Einganges. Dort haben wir ziemlich gut gegessen.  Das Personal auf dem Platz war sehr freundlich, der Platz war sauber und das Meer dicht bei!

Von hier haben wir dann Tagestouren gemacht.

Zu erst fuhren wir nach Voltera und San Gimignano.
Es gab immer irgendwie einen Behindiparkplatz, auch wenn wir manchmal etwas suchen mussten. Beide Ort strahlen noch sehr viel Mittelalter aus. Toll anzusehen. Leider war an dem Tag das Wetter nicht so toll.
San Gimignano ist wegen der Lage, es geht gut bergauf, eine echte Herausforderung und bei Regen nicht zu empfehlen. Und Bergab bin ich beim Einbiegen in eine Gasse so ins Rutschen gekommen, dass ich den Rolli nicht mehr unter Kontrolle bekam. Zum Glück hat mich ein kräftiger Mann einfangen können. Zum ersten Mal war ich froh, das jemand ohne Zufragen den Rollstuhl angefasst und geholfen hat.
Auf den Schreck gab es erstmal ein großes Eis!

Wir haben auch Pisa, die Cinque Terre, Siena und Lucca besucht. Wie so Japaner durch die Toskana gehetzt. Nicht nochmal. Nächstes Mal nehmen wir uns einfach mehr Zeit.

Es war überall wie in Florenz. Alles sehr schön, kein Schlangestehen, kein Eintritt bezahlen. Fast alles super barirerefrei. Und diese Landschaft! Traumhaft. Wir mussten des öfteren stehen bleiben und einfach nur den Blick in uns aufsaugen.
Wir haben viele tolle Dinge erlebt u.a. in Pisa. Ich habe mich trotz Navi in der Altstadt so verfranzt, dass ich Blödmann plötzlich auf der  

23.6. Zurück zum Bodensee

Die Zeit ist wie im Flug vergangen. Wir mussten schweren Herzens zurück. Wir konnten den Wohnwagen leider nicht verlängern. Wir hätten es so gern getan. Als wir los wollten, half uns das o.g. ältere italienische Ehepaar mit den süßen Enkelkindern von gegenüber beim Ankuppeln von Wohni. Klasse!
Sie winken uns alle vier noch nach!
Hmmm, meine Vorurteile gegen Italien waren alle verschwunden! 
Die Fahrt zum Campingplatz auf Reichenau führe uns wieder über die Alpen. Klaro, wie auch sonst! Nur haben wir uns spontan entschieden eine andere Route zufahren. Über den San Bernardino Pass. Was für ein Glück.
Es war eine wunderschöne Fahrt bei bestem Wetter. Wir konnten unseren Wohni wieder fast an die selbe Stelle stellen wie bei Urlaubsbeginn.
Nur waren wir nun keine Newbees mehr!

Wir hatten einen vollen Tag auf Reichenau eingeplant, weil wir noch eine Fahrradtour zur Insel Mainau machen wollten. Das haben wir bei bestem Wetter auch getan!
Mainau ist barrierefrei und auch mal ein ganz netter Ausflug! Muss man aber nicht unbedingt machen. Anschließend haben wir den Wohnwagen geräumt und alles wieder in unser Auto gequetscht! 

25.6. Zurück nach Hause

Morgens sind wir dann aufgebrochen, um den Wohnwagen wie verabredet wieder abzugeben. Die Übergabe war kein Problem und so sind wir dann weiter Richtung Heimat. Was soll ich sagen. Wir sind nun auch Camper!
Mal schauen, ob wir uns so einen Wagen kaufen werden. Geeignet ist er jedenfalls.
Klar unsere Meinung! Andere finden den Wagen zu klein! Für uns war es optimal!

 

Hinweis: Der Beitrag ist Werbefrei. Ich bekomme keine Zuwendungen von den erwähnten Campingplätzen. Ich war dort und ich beschreibe die Plätze so, wie ich diese empfunden habe. Das gilt auch für die besuchten Orte und den Wohnwagen nebst Verleiher.

 

 

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